Biografie mit drastischen Bildern und heftigen Worten „Pariser Volksstück“ in den Wagenhallen Von Arnim Bauer


15. September 2011

Stuttgart – die Produktion „Pariser Volksstück“ hatte an sich schon im Mai Premiere. Aber das war en Auftakt mit Hindernissen: Kurzfristig durfte das Ensemble TART nicht in den ursprünglichen Räumen im Tübinger Carré spielen. So wich man damals in die Wagenhallen aus, wo das Stück nun erneut in ruhigeren Gewässern auf die Bühne kommt.

Frei nach dem Roman „Der Totschläger“ von Emile Zola haben die TART-Macher Bernhard M. Eusterschulte und Johanna Niedermüller ein lebhaftes Stück geschaffen, das sich der Figuren von Zolas Sozialdrama bedient. Es nimmt auch die Handlung ein Stück weit auf, zieht aber eindeutige Parallelen auch zu den heutigen Problemen der ärmeren Bevölkerungsschichten. Bemerkenswert dabei, wie drastisch zuweilen die Geschichte der Wäscherin Gervais (Johanna Niedermüller) erzählt wird, der Aufstieg der braven, sparsamen Frau, wie sie von Männern ausgenutzt wird, wie sie langsam an der Ausbeutung und am Alkoholismus ihres einst so zielstrebigen Gatten zerbricht. Hier bewegen sich die TART-Leute auf den Spuren Zolas. Seine Schilderungen waren in seiner Zeit die ersten, die derart drastisch und unverblümt das Elend, die Teufelskreise der Unterschicht beschrieben.
So greift diese Inszenierung neben wilden Bildern zu sehr handfester Sprache. Manches wird zur Karikatur und zuweilen etwas schlicht dargestellt. Aber insgesamt ergibt sich ein gut anzuschauendes, bewegendes Bild, eine exemplarische Biographie, die auch Dank feiner Ausarbeitung, unter anderem mit einer sehr gelungenen Musikuntermalung, ihre Wirkung nicht verfehlt.