Projekt-Reihe: HER MIT DEM SCHÖNEN LEBEN


Nr. 5

DIE HAMLETMASCHINE
von Heiner Müller

Übersetzung: Bojan Ivanov

TART Produktion in Koproduktion mit dem Theater Bulgarische Armee (Sofia), dem Theater Rampe Stuttgart und dem Theatre National du Luxembourg (TNL)

Ensemble: Georgi Novakov, Johanna Niedermüller, Nickel Bösenberg, Ekaterina Kirilova Stoyanova, Leonid Anatoliev Jovchev, Snezhina Petrova, Stefan Kostadinov Valdobrev

Regie / Raum / Kostüm: Bernhard M. Eusterschulte
Dramaturgie: Andreas Wagner / Bojan Papazov
Produktionsleitung: Mitko Todorov, Johanna Niedermüller,Yana Novakova
Öffentlichkeitsarbeit: Johanna Niedermüller, Bernhard M. Eusterschulte
Produktionsassistenz: Mina Novakova

Premiere: Theater Rampe Stuttgart / 13. Jan. 09 / 20 Uhr
weitere Vorstellungen: 14. – 17. Jan. 09 / jeweils 20 Uhr
Kartentelefon: 0711/620 09 09 - 16
karten@theaterrampe.de
www.theaterrampe.de

Am 9. Jan 2009 jährt sich der 80. Geburtstag Heiner Müllers. “Die Hamletmaschine”, 1977 in Bulgarien geschrieben, gehört zu Heiner Müllers bedeutendsten Theatertexten und gilt als Weg bereitende Arbeit “postdramatischen Theaters”.
Das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und vom Kulturamt der Stadt Stuttgart geförderte Theater-Projekt DIE HAMLETMASCHINE steht im Zeichen des Kulturaustausches Baden-Württembergs mit dem neuen EU-Land Bulgarien, das seit Jan. 08 der Europäischen Union gehört.
Iniziiert wurde das Projekt vom freien Stuttgarter Theater-Label TART Produktion unter der Leitung von Bernhard M. Eusterschulte und Johanna Niedermüller in Koproduktion mit dem Theater Bulgarische Armee Sofia, dem Theater Rampe und dem Theatre National du Luxembourg (TNL).

Die Inszenierung der HAMLETMASCHINE setzt sich mit der jüngsten Geschichte Bulgariens vom Ende der kommunistischen Ära über die BLAUE REVOLUTION ´89 bis zum EU-Beitritt auseinander und überblendet deutsch-deutsche und bulgarische Geschichte, vom Ende des „Kalten Krieges“, der ideologischen System-Erstarrung des Sozialismus, dessen Zustand zwischen Aufbruch und Scheitern Heiner Müller im Reflexionsraum der HAMLETMASCHINE reflektiert, bis zum „Fall der Mauer“ und den sozialen, politischen und ökonomischen Folgen bis heute.
Mit dem Neuanfang der BlAUEN REVOLUTION versprechen Demokratie, Kapitalismus und der EU-Beitritt abermals ein besseres Leben für alle. Wie steht es um die Hoffnungen und Erwartungen nach dem neuerlichen Aufbruch?

So gehört zum Konzept des Projektes, nicht nur die HAMLETMASCHINE nach Sofia zurückzubringen und dort mit einem deutsch-bulgarischen Ensemble zweisprachig zu erarbeiten, sondern mehr noch die sozialen Perspektiven bulgarischer Gegenwartsgeschichte 18 Jahre nach der BlAUEN REVOLUTION zwischen Aufbruch und Stagnation auf dem Weg nach Europa im Text Heiner Müllers und den Biographien der Schauspieler auf der Bühne zu spiegeln.

Dem siebenköpfigen Ensemble der HAMLETMASCHINE gehören namhafte Schauspieler der bulgarischen Theaterszene wie Georgi Novakov, Stephan Valdobrev und Snezhina Petrova an.

Premiere hatte das deutsch-bulgarische Theater-Projekt am 21. Sept. 08 auf dem internationalen Festival “Bühne am Kreuzweg” in Plovdiv und wenige Tage später im Theater Bulgarische Armee in Sofia.

Hamlet kehrt aus Wittenberg zurück und trifft auf veränderte unrechtmäßge Macht- und Familienverhältnisse, deren Aufklärung er angeekelt verfolgt und die in die Tragödie führen; soweit der uns bekannte Hamlet-Stoff.
Heiner Müller gibt 1977 in Bulgarien den ursprünglichen Plan zu einem eigenständigen Stück über den Hamlet-Stoff auf und verdichtet das Material, das anläßlich seiner Übersetzungsarbeit an Shakespeares Hamlet entsteht, zu einem fragmentarischen Prosa-Text in 5 Bildern, der auf Charactere und Handlung ganz und weitestgehend auf Dialog verzichtet. Der monologische Text verknüpft und verarbeitet zentrale Motive und Figuren des Hamlet-Stoffes (Ophelia, Polonius, Horatio) und assoziatives Text-Material mit zeitgeschichtlichen Ereignissen wie der Niederschlagung des Reform kommunistischen Ungarn-Aufstandes 1956. Für Müller zeichnet sich bereits Mitte der 70er Jahre ab, daß sich die in das sozialistische Gesellschaftsmodells gesetzten Hoffnungen und Erwartungen in der System-Erstarrung des real-existierenden Sozialismus nicht erfüllen werden, kein Dialog mehr stattfindet. In dieser Situation reflektiert Müller selbstkritisch die korrektive, tragisch-komische Rolle des Intellektuellen (Hamlet) und schreibt sie in die Figur des Hamlet-Darstellers ein, der seine (gesellschaftspolitische Funktion) Rolle verloren hat, enttäuscht und bar jeder Hoffnung auf Veränderung und Erneuerung.

gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden- Württemberg und vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart,
mit Unterstützung des Goethe-Instituts Bulgarien, der Botschaft der Republik Österreich Sofia und der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Sofia